So funktioniert der Hausnotruf
Die meisten Anbieter arbeiten mit klassischen Hausnotrufgeräten. Die Kunden, oft Senioren und gesundheitlich eingeschränkte Menschen, tragen ein Notrufarmband oder eine Kette mit Notfallknopf. Drücken sie ihn, geht ein Funksignal an die Basisstation. Sie verbindet sich mit der Notrufzentrale; dank Freisprechfunktion ermöglicht sie im Idealfall eine Kommunikation aus jedem Raum. Daneben gibt es moderne Systeme, die sowohl zu Hause als auch außerhalb der Wohnung funktionieren. Wir haben auch sie in den Test einbezogen: Libify und Zembro. In der Zentrale bekommen die Mitarbeiter, die den Notruf entgegennehmen, alle Daten des Hilferufenden angezeigt: Name, Adresse, Gesundheitsinformationen, Kontaktpersonen. Sie entscheiden dann über das weitere Vorgehen.
Drei Wege zur Hilfe
Stationäre Basis, Mobilteil, digitales Notrufarmband mit Smartphone-App: Die Dienste bieten verschiedene Möglichkeiten, Hilfe zu rufen.
Klassisches Hausnotrufgerät (links). So oder ähnlich sieht es aus: Die Notruftaste ist zum Beispiel am Armband. Die Basisstation hat Lautsprecher und Mikrofon.
Mit Mobilteil (Mitte). Libify bietet neben Basisstation und Armband ein Mobilteil. Wenn Kunden es mitnehmen, können sie den Notruf auch unterwegs auslösen.
Ohne Basis (rechts). Das Zembro-Armband kann selbst eine Sprechverbindung herstellen – zur Notrufzentrale oder zu Angehörigen, die die Zembro-App auf ihrem Smartphone haben.
Hausnotruf-Kosten: Ab 23 Euro für Selbstzahler
Die monatlichen Kosten der Grundleistungen für Selbstzahler reichen laut Anbietern im Test von rund 23 bis 39 Euro, teils kommen einmalige Anschlusskosten von bis zu 60 Euro hinzu. Für Nutzer mit Pflegegrad, die gänzlich oder überwiegend allein sind, trägt in der Regel die Pflegeversicherung die Kosten für den Hausnotruf. Extras wie Schlüsselverwahrung müssen sie allerdings selber zahlen.
Das bietet der Test von Hausnotrufdiensten
Testergebnisse. Die Tabelle zeigt Bewertungen der Stiftung Warentest für neun Hausnotrufdienste, darunter fünf freigemeinnützige Verbände wie die Volkssolidarität und der Arbeiter-Samariter-Bund sowie vier private Anbieter, zu denen Vitakt und Libify gehören. Bewertet haben wir, ob die Anbieter sachgemäß auf simulierte Notrufe reagiert haben, und wie gut fachliche Beratung, Inbetriebnahme und Kundenservice funktioniert haben. Zudem haben wir die Verträge auf Mängel im Kleingedruckten überprüft, bei Zembro auch das Datensendeverhalten der App. Vier Anbieter reagierten gut auf die simulierten Notrufe. Doch in der Gesamtnote kommt keiner über ein Befriedigend hinaus.
Tipps und Infos. Wir sagen, worauf Sie vor Abschluss eines Vertrags achten sollten und geben praktische Tipps für den Umgang mit Hausnotrufsystemen. Eine Grafik zeigt den Ablauf typischer Notrufsituationen. Sie erfahren, welche Kosten für die Dienste anfallen und wann die Pflegekasse zahlt. Außerdem erörtern wir die ärgerlichsten Mängel in den Vertragsunterlagen und gehen auf typische Fragen von Verbrauchern ein.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus test 8/2018.
Neun Hausnotrufdienste im Test – von befriedigend bis mangelhaft
Wichtigster Prüfpunkt in unserem Test: Wie reagieren die Dienste bei einem Alarm? Was passiert, wenn die Senioren den Notknopf drücken? Außerdem wollten die Tester wissen, wie gut die Anbieter im Vorfeld beraten, wie es um die Inbetriebnahme der Geräte, um den Kundenservice und rechtliche Bedingungen steht. Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht. Kein Anbieter ist uneingeschränkt zu empfehlen. Die Gesamturteile reichen von befriedigend bis mangelhaft.
In fast allen Fällen wurde den Testpersonen geholfen
Für den Test konfrontierten die Testpersonen – Senioren in zwei deutschen Großstädten – jeden Hausnotrufdienst mit jeweils drei simulierten Notrufen. Dabei gaben sie jeweils ein geringfügiges gesundheitliches Problem an. Bis auf einen Fall bei einem privaten Anbieter konnten alle Dienste den Testpersonen helfen. Ihre Hauptaufgabe – das Bearbeiten von Notrufen – erfüllten vier Dienste gut. Bei einem Anbieter allerdings meldete sich die Notrufzentrale einmal gar nicht, sondern informierte nur die Angehörigen per Smartphone-App, ein anderes Mal reagierte sie erst nach rund zwei Minuten.
Oft schnelle Hilfe, aber kaum einer fragt nach
Insgesamt fiel die Schnelligkeit der Notrufzentralen aber positiv auf: Die Mitarbeiter nahmen die Notrufe im Test meist innerhalb von wenigen Sekunden bis einer Minute an und informierten schnell die Kontaktpersonen. Aber nur selten stellten die Mitarbeiter eine Nachfrage zur Situation: Etwa ob es reiche, die Angehörigen zu informieren – wie von den Testpersonen gewünscht – oder ob doch medizinische Hilfe nötig sei.
Hausnotruf Testergebnisse für 9 Hausnotrufdienste 08/2018 freischalten
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Bedürfnisse älterer Kunden wenig berücksichtigt
Wie schon im vorherigen Test (9/2011) zeigte sich, dass viele Anbieter zu wenig auf die Bedürfnisse ihrer meist älteren Kunden eingehen. Beim Notruf etwa sprachen die Mitarbeiter der Zentrale teils nicht laut genug oder waren wenig einfühlsam. Manche verschwanden einfach aus der Leitung und ließen die Tester im Unklaren, ob sie Hilfe veranlasst hatten.
Sprechverbindung zu selten kontrolliert
Bei der Inbetriebnahme der Geräte fiel auf: Nur in etwa der Hälfte der Testfälle prüfte die Zentrale mit dem Kunden, ob sie sich noch hören, wenn der Notrufende etwas weiter weg von der Basisstation steht, etwa im Bad. Umfassende Funktionstests sind aber wichtig, damit im Ernstfall die Verständigung reibungslos klappt und die Kunden ein Gefühl für die Abläufe im Notfall bekommen.
Vertragsmängel verhageln gute Qualitätsurteile
Bei sechs Anbietern fand die Stiftung Warentest deutliche oder sehr deutliche Mängel in den Verträgen und Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Teilweise informieren die Hausnotrufdienste nicht zum Widerruf oder haben fehlerhafte Widerrufsbelehrungen. Bei einigen Anbietern sind Preisänderungsklauseln unwirksam. Besonders ärgerlich: Mehrere Anbieter im Test haben unzulässige Klauseln zum Haftungsausschluss.